Die einfache Hilfe in allen Fällen oder falsch vermitteltes Halbwissen?
Vorsicht vor Scharlatanen bei der Schimmelsuche!
Die Beauftragung eines Schimmelspürhundeführers ohne eigene fachliche Qualifikation als Sachverständiger oder einer vergleichbaren Ausbildung sollte man kritisch hinterfragen.
Man würde in einer Arztpraxis ja auch nicht allein dem Bild des Röntgengeräts vertrauen, wenn der Praxisleiter kein ausgebildeter Arzt ist, der dieses Bild richtig bewerten und interpretieren kann.
Ein Schimmelspürhund ersetzt keinen Sachverständigen und keine notwendigen Objektuntersuchungen und Laboranalysen.
Er ist nur eine Ergänzung bei Fällen, in denen andere Untersuchungen keine eindeutigen Ergebnisse geliefert haben, und ein verdeckter Schimmelbefall vermutet wird.
Der Hund kann keine Angaben zur Pilzart, zur Unterscheidung von „toten“ oder „lebenden“ Schimmelpilzbefall, und zur (gesundheitsrelevanten?) Konzentration im Untergrund oder der Raumluft geben.
Der Schimmelspürhund ist nicht mehr und nicht weniger als eine zusätzliche Orientierungshilfe, wenn übliche Messverfahren und Objektprüfungen keine eindeutigen Ergebnisse bringen.
Qualitätsanforderungen an Schimmelspürhunde
Für eine erfolgreiche Arbeit ist es unerlässlich, dass ein gut ausgebildeter Hundeführer mit entsprechender eigener fachlicher Qualifikation im Bereich Schimmelanalyse, mikrobieller Befall o.ä. den Hund führt, und damit in der Lage ist, das Verhalten des Tieres richtig zu interpretieren.
Hund und Hundeführer sollten, insbesondere wenn der Hundeführer nicht über ausreichende Vorkenntnisse zur Ausbildung von Schimmelspürhunden verfügt, in speziellen Schulen zum Aufspüren von Schimmel(pilzen) ausgebildet sein.
Dabei ist es vorteilhaft, wenn der Hundeführer die Ausbildung gemeinsam mit dem Hund (Hundeteam) absolviert hat. Die Ausbildung des Hundeteams ist ein andauernder Prozess, deren Qualität regelmäßig überprüft werden muss.
Lassen Sie sich die Qualifikation des Hundeführers und die fortlaufende Qualifikation und Eignung des Schimmelspürhundes nachweisen, bevor Sie anstatt eines Schimmelspürhundes einen „Wolf im Schafspelz“ erhalten.
Der gut und richtig ausgebildete Schimmelspürhund wird darauf trainiert, geruchsauffällige Bereiche zu „markieren“ (z.B. durch Kratzen mit der Pfote) und so dem anwesenden Hundeführer zu signalisieren, dass ein Schimmelbefall vorhanden ist. Die Beurteilung, ob es sich um ein gut ausgebildetes Hund/Hundeführer-Team handelt, ist für einen Auftraggeber einer Untersuchung sehr schwierig.
Ein wichtiger Hinweis sind Zeugnisse von erfolgreich absolvierten Weiterbildungen und Prüfungen des jeweiligen Hund/Hundeführer-Teams.
Die Prüfungen müssen von unabhängigen Einrichtungen anhand einer standardisierten Prüfungsordnung durchgeführt werden. In Richtlinien einschlägiger Verbände (z.B. BSS e.V) werden Vorgaben zur Wesensprüfung und zur Prüfung zum Auffinden von Schimmelproben gemacht.
Qualifizierung von Schimmelspürhunden
Der Bundesverband Schimmelpilzsanierung (BSS e.V.) engagiert sich für Standards in der Qualifizierung von Schimmelspürhunden. Schimmelspürhunde können bei der Gebäudediagnostik zum Aufspüren von versteckten Schimmelpilzschäden einen wichtigen Beitrag leisten. Schimmelspürhunde können außerdem für vorsorgliche Begehungen eingesetzt werden, um versteckte Schimmelschäden ausschließen zu können. Durch ihren Einsatz müssen Bauteile nicht unnötig zerstört werden.
Wenn eine Anzeige des Spürhundes vorliegt, sollten Materialproben zur Überprüfung einer mikrobiellen Besiedlung genommen werden. Diese können nur durch einen ausgebildeten Sachverständigen fachgerecht genommen und nach einer Laboranalyse seriös bewertet werden.
Mit der bundeseinheitlichen Zertifizierung hat der BSS eine Qualifizierungsstruktur für Schimmelspürhunde und ihre Führer aufgebaut. In Zusammenarbeit mit erfahrenen Schimmelspürhund-Führer/innen und mit dem Umweltbundesamt wurde bereits eine Richtlinie zur Prüfung von Schimmelspürhunden erarbeitet.
Übungen zum Stressabbau
Die Ausbildung vermittelt die Anforderungen der Schimmelspürhund-Prüfung und bietet Hundeführer und Hund eine Gelegenheit, , möglichem Prüfungsstreß entgegenzuwirken. Bisherige Ausbildungen fanden z.B. unter idealen Bedingungen in einem derzeit leerstehenden Gebäude des Umweltbundesamtes in Berlin statt. Die Teams aus Hund und Führer kommen aus ganz Deutschland und auch aus unterschiedlichen Branchen, wie Malerbetrieb, Bausachverständigenbüro oder waren Gutachter oder Polizeihundführer.
Neben Markierungstraining mit Hilfe von Standardbehältern hatte die BSS-Spürhundgruppe fünf Parcours für die Teams aufgebaut. In den Parcours werden die Hunde vor unterschiedliche Aufgaben gestellt. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen Kulturen und Materialproben. Kulturen sind gut dazu geeignet, den Hund an seine Suchaufgabe „Schimmel“ zu gewöhnen. Materialproben, wie Wandputz oder Gipskarton werden im Labor „geimpft“. Diese realen Proben sind das beste Trainingsmaterial, um den Hund auf einen echten Spürauftrag vorzubereiten. Für jeden Parcour gibt es auch einen Warteraum, so dass sich die Hunde nicht in die Quere kommen und nicht durch ihre Artgenossen abgelenkt werden.
Samtpfote statt Kratzfuß
Trainiert wird z.B. unter Anleitung der BSS-Schimmelspürhund-Prüfer Birgit Kolek, Katja Krauß und Matthias Griem auch das Anzeigeverhalten der Hunde.
Wie trainiert man seinen Hund so, dass er statt aufgeregt zu kratzen, nur sanft die Pfote auf eine verdächtige Stelle legt?
Und wie lernt der Hundeführer, den Anzeigen seines Hundes zu vertrauen?
Lassen Sie sich entsprechende Qualifikationsnachweise von anerkannten Zertifizierungsstellen von Ihrem Schimmelspürhund- Anbieter vorlegen.
Die BSS-Trainer geben in dem intensiven Seminar, das sich ausdrücklich nicht an Neulinge, sondern an erfahrene Teams richtete, Tipps zum Detailtraining und Hinweise zur Trainingsverbesserung. Das Fazit der Teilnehmer ist durchweg positiv, denn die Übungen sind sehr gut zum Stressabbau und zur Verbesserung im Anzeigeverhalten der Tiere geeignet.
Welche Anforderungen müssen qualifizierte Sachverständige bei Schimmelbefall erfüllen?
Geprüfte Sachverständige bei Schimmelbefall besitzen eine Zusatzqualifikation in den Bereichen Analytik, Baubiologie, Bauphysik, Bauwesen, Innenraumhygiene und/oder Probenahme und deren Bewertung.
Sie haben mehrjährige praktische Erfahrungen und theoretische Kenntnisse in ihrem entsprechenden Arbeitsgebiet und nehmen regelmäßig an Weiterbildungsveranstaltungen auf ihrem Arbeitsgebiet teil.
Sie teilen ihren Kunden das Arbeitsgebiet mit, auf dem sie aufgrund ihrer Aus- und Weiterbildung sowie ihrer praktischen Erfahrungen tätig sind und übernehmen nur Aufträge, wo sie selbst über die erforderliche Kompetenz verfügen und orientieren sich bei ihrer Arbeit an der VDI-Richtlinienreihe 4300 bzw. der DIN ISO Reihe 16000.
Wenden sie Methoden an, die hier nicht beschrieben sind, legen sie diese offen und machen Angaben zur Validierung, Messunsicherheit und Bewertung der Ergebnisse, und wenden keine Methoden an, die nicht ausreichend sichere Aussagen ermöglichen oder von denen aus fachlichen Gründen abgeraten wird.
Sie verfügen über ein Qualitätssicherungssystem, das ein akkreditierungskonformes Arbeiten sicherstellt, und orientieren sich bezüglich der Bewertung ihrer Ergebnisse an den aktuellen Beurteilungskriterien der Innenraumlufthygiene Kommission des Umweltbundesamtes, wie z. B. der Bewertungshilfe für Luftproben – kultivierbare Schimmelpilze und Bewertungshilfe für Luftproben – Gesamtsporenzahl.
Sie beraten den Kunden über die anzuwendende Probenahmestrategie in dem konkret vorliegenden Fall und machen Angaben zu den zu erwartenden Kosten geben. Sollten sie die Auswertung nicht selbst urchführen, geben sie ihre Proben zur Untersuchung nur an ein qualifiziertes Schimmelpilzlabor und fügen ihrem Gutachten den Prüfbericht des Labors bei.
Sie geben Hinweise über bekannte uind gesicherte Risiken zu einer möglichen Gesundheitsrelevanz, nehmen aber keine speziellen medizinischen Bewertungen der Ergebnisse vor.